Überraschendes Bundesliga-Wochenende im Weserstadion
Von Lara Schulze
(Lara Schulzes Blog)
Als ich am Samstagvormittag gerade dabei war, meine gut gefüllte To-do-Liste für alles Organisatorische und für mein Schachtraining abzuarbeiten, ahnte ich noch nicht, dass ich in wenigen Stunden für meinen Verein Werder Bremen 1. Bundesliga spielen würde. Am Wochenende fand das Bremer Heimspielwochenende im Weserstadion statt, für das ich eigentlich gar nicht als Spielerin eingeplant war. Drei Bremer Spieler hingen jedoch in München in den Schneemassen fest, sodass es zunächst so aussah, als müsste Werder mehrere Bretter freilassen und kampflos verlieren. Unser Bundesligamanager Spartak fragte daraufhin bei mir an, ob ich nicht kurzfristig einspringen könnte. Kurzerhand schmiss ich meine Tagesplanung über den Haufen und sagte zu.
Rechtzeitig ans Brett geschafft: Lara Schulze. | Foto: Lukas Schulze
Werder konnte in letzter Minute noch die Aufstellung ändern (diese muss immer mehrere Stunden vor Rundenbeginn abgegeben werden) und ich hatte nur noch ein letztes Problem: Wie komme ich in ca. zwei Stunden von Lehrte nach Bremen? Aufgrund des Schneechaos fuhren keine Züge. Mein Freund musste arbeiten und konnte mich auch nicht fahren. Netterweise erklärte sich mein Bruder Lukas schnell bereit, mich mit dem Auto nach Bremen zu fahren. Fünf Minuten vor Rundenbeginn kamen wir am Weserstadion an – knapp, aber rechtzeitig!
Mein Gegner war der Großmeister Alexander Naumann, der vor ein paar Jahren Damen-Bundestrainer war. Ich kam gut aus der Eröffnung und hatte ein leicht besseres Endspiel (siehe Diagramm). Lange versuchte ich möglichst viel Material auf dem Brett zu halten und zu beweisen, dass mein Läufer die bessere Leichtfigur ist. Die Stellung blieb aber letztlich die ganze Zeit im Ausgleich, sodass nach einigen Abwicklungen dann doch ein ausgeglichenes Turmendspiel entstand. Die Partie endete Remis, womit ich sehr zufrieden war.
Für meine Mannschaft lief das Match gegen Solingen allerdings katastrophal: Ich war die einzige Spielerin, die mit einem Remis punkten konnte, alle anderen Spieler verloren leider. Immerhin konnte ich eine 0-8 Niederlage abwenden.
Da ich am Samstagmorgen schon einen Stream auf meinem Twitch-Kanal angekündigt hatte, musste ich diesen dann aus meinem Hotelzimmer in Bremen machen. Diesen könnt ihr euch hier anschauen: https://www.twitch.tv/videos/1993380503 Wir besprechen Bundesliga-Ergebnisse und zwei meiner Partien bei der Deutschen Schnellschachmeisterschaft.
Am Sonntag lief es dann leider nicht so gut für mich: Ich verlor in einer aussichtsreichen Stellung in Zeitnot komplett den Überblick und musste mich gegen IM Dr. Volkmar Dinstuhl geschlagen geben. Auch für mein Team lief es erneut nicht gut, der Mannschaftskampf ging 3-5 verloren.
Trotzdem war es für mich alles in allem zwar ein sehr spontanes, aber tolles Bundesligawochenende!
Nächsten Sonntag reise ich nach Rosenheim, wo am Montag das German Masters startet. Erstmal müsst ihr aber nicht für die Partien die Daumen drücken, sondern für meine Anreise: Hoffentlich hat sich das Schneechaos rund um München bis dahin gelegt hat und ich komme mit dem Zug in Rosenheim überhaupt an. Momentan wäre eine Anreise unmöglich...