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Wintereinbruch beim Münchner Schach

Manches Chaos herrschte am Wochenende auf den 64 Feldern der Schach-Bundesliga. Aber noch mehr galt das in München wegen der heftigen Schneefälle. „Es war ein Wunder, dass bis auf Pouya Idani alle am Samstagmittag am Brett saßen“, befand Gerald Hertneck. Der Großmeister hätte mit seinem Team der Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang in der BayernLB Sportarena fast kampflos gegen den HSK Lister Turm gewonnen. Doch der Neuling erwies sich schon vor dem ersten Zug als kampfstark: Mit dem Zug kamen die Hannoveraner nur bis Nürnberg. Dort mussten sie in Taxis wechseln, um ans Ziel zu gelangen. Das schaffte sogar Ilja Schneider, obwohl sein Taxi in einen Unfall verwickelt wurde.

Die verschneite Sportanlage der BayernLB an der Osterwaldstraße. | via FC Bayern, Foto: Jörg Wengler

Der Spitzenspieler unterlag aber dann dem Ukrainer Pawel Eljanow. Dafür machten es seine Mannschaftskameraden besser, die „drei Großmeister schlugen“, musste Hertneck erstaunt feststellen. Der ehemalige Weltklassespieler war auch unter den Leidtragenden gegen den Ex-Münchner Markus Lammers. Zudem unterlag Dominik Horvath gegen Jakob Pfreundt und Stefan Kindermann im Duell mit Dennes Abel. Allein hier trauerte Hertneck dem Punkt nach. „Stefan lehnte ein Remis ab, bevor Abel etwas einstellte. In einer chaotischen Partie hatte Stefan einen ganzen Turm mehr, aber die vier Bauern des Gegners machten das Rennen.“ So durfte der Aufsteiger beim 4:4 den ersten Punktgewinn im Oberhaus feiern. Arthur Kruckenhauser und Julian Jorczik retteten MSA wenigstens gegen Jan Pubantz und Artem Dyachuk einen Mannschaftszähler.

 

Dass Hertneck nun doch nicht alle Hoffnungen auf den Klassenerhalt fahren lässt, lag am 4:4 am Sonntag gegen den USV TU Dresden. „Das zeigt, dass wir auch mithalten können“, befand der Großmeister angesichts des dritten Remis, das MSA mit 3:5 Zählern Rang neun in der 16er-Liga beschert. Erneut Eljanow gewann am Spitzenbrett gegen Liviu-Dieter Nisipeanu. Horvath zog Jergus Pechac erneut den Kürzeren. So wurde Kruckenhauser wieder zum Retter, der die Niederlage von Jorczik am achten Brett ausglich. Das sechste Brett der Münchner schlug den favorisierten Großmeister Jens-Uwe Maiwald. Hans Möhn trug gegen Jorczik den vierten Dresdner Punkt bei. Das Team aus Elbflorenz platziert sich direkt hinter MSA Zugzwang mit ebenfalls 3:5 Zählern. Der HSK Lister Turm findet sich mit 1:7 Punkten auf dem 15. Rang. „Jetzt stehen erst einmal schwere Aufgaben an“, sieht Hertneck seinen Klub nun vor hohen Hürden in Ötigheim und gegen Rekordmeister OSG Baden-Baden.

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Das MSA-Team am Samstag: (v.l.) v.l.n.r Julian Jorczik, Pawel Eljanow, Gerald Hertneck, Dominik Horvath, Sponsor Roman Krulich, Stefan Bromberger, Arthur Kruckenhauser, Stefan Kindermann und Alexander Raykhman. | via MSA Zugzwang

Der FC Bayern München sammelte an dem Wochenende auch 2:2 Punkte und steht nun mit 6:2 Zählern auf Platz fünf. Noch besser könnte die Bilanz aussehen, hätte der Gastgeber in der  BayernLB Sportarena nicht zweimal nur zu siebt antreten müssen. Pouya Idani konnte nicht aus der französischen Küstenstadt Brest anreisen, weil zunächst sein Flug aus Paris storniert wurde. Der Iraner fuhr so mit dem Zug gen München, strandete aber endgültig in Neu-Ulm. Erst gar nicht weg kam Philip Lindgren aus Stockholm. Für ihn sprang Klaus Bischoff ein, was auf Kosten des Live-Kommentars für die Fans ging – aber auf Grund des heftigen Wintereinbruchs kamen ohnehin deutlich weniger Zuschauer als erhofft. Die Personalsorgen gaben den Ausschlag für das 3,5:4,5 gegen Dresden, weil Valentin Dragnev nur die Niederlage von Alvar Alonso Rosell ausgleichen konnte. Pechac war zum kampflosen Sieg gekommen.

Wenigstens hatte der FC Bayern keine Mühe gegen Lister Turm. Niclas Huschenbeth bezwang Schneider, Miguel Santos Ruiz Anthony Petkidis, Alonso Rosell schlug Lammers, Sebastian Bogner besiegte Pubantz und Bischoff hatte wenig Mühe mit Felix Hampel, der einen Bauern simpel einstellte. Das Großmeister-Quintett sorgte so für ein klares 5,5:2,5. Das einzige Remis von Dragnev gegen Abel fiel dank eines Damenopfers von Weiß spektakulär aus. Dragnev akzeptierte ein Dauerschach durch den weißfeldrigen Läufer auf f7 und e6, anstatt mit dem König ins freie Feld nach b6 zu flüchten und unvorbereitet ins nicht auszuschließende Verderben zu rennen. Beim FC Bayern unterlag nur Peter Meister. Am letzten Brett schlug ihn Dyachuk. Trotz der Unbilden ist Jörg Wengler froh, dass der Doppel-Spieltag nicht abgesagt wurde: „Für uns lief das Wochenende zwar etwas unglücklich. Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen und können auf die 6:2 Punkte aufbauen. Die Suche nach einem Ersatztermin hätte auch zum Chaos geführt, bis man sich geeinigt hätte.“

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AUT
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