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"Nervenaufreibend" - OSG-Chef Bittner übers Saisonfinale

„Unsere Jungs sind müde“, sagt Patrick Bittner, Vositzender OSG Baden-Baden, vor der entscheidenden Runde, in der eben diese Jungs den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters verteidigen müssen. Lange habe es gar kein Schach am Brett gegeben, und nun waren drei Doppelrunden am Stück zu absolvieren: „Das kennen die gar nicht mehr.“

Müde Krieger: Michael Adams (r.) und Etienne Bacrot. | Foto: Johannes Winkler

Kurz nach Beginn des Matches der 15. Runde gegen Speyer-Schwegenheim will Bittner sich noch nicht zum Titel gratulieren lassen: „Nicht das Fell des Bären verteilen, bevor er erlegt ist.“ Dieses Erlegen fiel den Baden-Badenern zuletzt alles andere als leicht.

Diese Tendenz zeichnete sich am Schlüsselspieltag zwölf ab, an dem der Titelverteidiger dem deutlichen Außenseiter Bayern München unterlag. Einerseits seien solche Ergebnisse „das Salz in der Suppe“ des Sports, andererseits „haben wir uns mächtig geärgert“, sagt Bittner. Aber ganz objektiv betrachtet, hatte sich die Ausgangslage trotz der unerwarteten Schlappe wegen der Hockenheimer Niederlage gegen die SF Berlin nicht geändert – außer dem Umstand, dass nun auch Deizisau plötzlich auf den im Spielsaal ausgestellten Meisterpokal schielte.

Dann zwei weitere Schlüsselspieltage. Erst der hart erkämpfte, knappe Sieg über Deizisau, „glücklich“, wie Bittner einräumt. Danach, der nicht minder hart erkämpfte Sieg über Hockenheim in einem Match, dessen Ausgang über vier Stunden überhaupt nicht klar war. „Nervenaufreibend“ sei das gewesen.

Nun das Finale gegen eine Speyer-Schwegenheimer Mannschaft, die einen Teil ihrer Großmeister auf der Bank lässt und den Amateuren die Gelegenheit gibt, sich mit 2600- und 2700-Elitespielern zu messen. Die Favoritenrolle seiner müden Krieger will und kann Bittner nicht wegdiskutieren. „Aber auch das muss erstmal gespielt werden.“

Patrick Bittner (M.) zeigt dem OSG-Mitglied Magnus Carlsen den besten Eröffnungszug. Maxime Vachier-Lagrave freut sich schon auf den Najdorf-Sizilianer, der danach aufs Brett kommen wird. | Foto: Georgios Souleidis/Grenke Chess
Patrick Bittner (M.) zeigt dem OSG-Mitglied Magnus Carlsen den besten Eröffnungszug. Maxime Vachier-Lagrave (r.) freut sich schon auf den Najdorf-Sizilianer, der danach aufs Brett kommen wird. | Foto: Georgios Souleidis/Grenke Chess

Vom Drama-Tag mit den Matches gegen Deizisau und Hockenheim hat Bittner nicht alles als Zuschauer mitbekommen. Als Vertreter der OSG hat er an der Bundesliga-Versammlung teilgenommen, bei der die „Teilnahmevoraussetzungen“ (siehe Interview mit Markus Schäfer) für die Liga zur Debatte standen. Und zu lautstarkem Protest einer Minderheit der Vereine führten. Bittner ist unverändert dafür, er verweist auf die Verantwortung der Bundesliga für die Ausbildung und Förderung des Nachwuchses, die mit diesen Voraussetzungen implementiert werden soll.

Beschlossen wurden sie gleichwohl noch nicht. Erst einmal gilt es, ein Rechtsgutachten zu prüfen, das die Liga in Auftrag gegeben hat, um die geplante Erweiterung des Regelwerks durchleuchten zu lassen. 

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