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Manfred Rausch (1935-2023)

Im Alter von 87 Jahren ist Manfred Rausch, das Herz des Nordberliner Traditionsvereins und oftmaligen Bundesligisten SK König Tegel am 22. April 2023 nach langer schwerer Krankheit gestorben. Carsten Schmidt, ehemaliger Präsident des Berliner Schachverbands, hat einen Nachruf auf seinen langjährigen Mentor und Wegbegleiter verfasst. Den Lebensweg Manfred Rauschs und den Weg seines SK König Tegel sieht Schmidt eng verbunden:

Manfred Rausch, aufgenommen 2017 während eines Bundesligawettkampfs in Berlin. | Foto: Frank Hoppe/DSB

Es ist schwer vorstellbar, einen Wettkampf der ersten Mannschaft des Vereins ohne ihn zu erleben. Er war immer dabei, wenn es hieß, dass König Tegel mal wieder um den Aufstieg in die Schachbundesliga spielte, wenn die Mannschaft sich in der Bundesliga ein ums andere Mal mit achtbaren Ergebnissen wacker schlug oder in der zweiten Liga Aufstiegsfavorit war. Aber die Favoritenrolle wollte er gar nicht gerne übernehmen. Dabei war er es, gemeinsam besonders mit Rainer Tomczak, der den Verein erst zu einer erstklassigen Berliner Adresse gemacht hat. Anfang der 80er Jahre tummelten sich viele Jugendliche in der Adelheidallee und wurden von Manfred, damals Spielleiter des Vereins, betreut und dem Schachspiel nähergebracht. Er war immer mit Herz und Verstand dabei und wusste, was er tat. Manfred Rausch organisierte nicht nur den Spielbetrieb, er brachte die erste Mannschaft mit jungen motivierten Spielern aus den eigenen Reihen in die Regionalliga und ebnete dem Verein so einen unbeschreiblich erfolgreichen Weg.

Er konnte wie kaum ein anderer viele Mitglieder zu ehrenamtlichem Engagement bewegen. Ob nun zum Figuren aufbauen, zum Turniere organisieren, zum Jugendliche trainieren, zum Mithelfen, wo Hilfe gebraucht wurde – Manfred hatte den Verein im Griff. Im Jahre 1990 erreichte er mit dem einst so kleinen Nordberliner Verein den bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte: erstmals den Aufstieg in die Schach-Bundesliga, und das mit vielen Spielern aus der eigenen Jugend. Auch wenn ein Klassenerhalt nahezu unmöglich war, hat König Tegel es immer wieder versucht und auch oft wieder erreicht, wieder in die Bundesliga aufzusteigen. Manfred sorgte dafür, dass man das Team immer mit Spielern besetzte, die Vereinsbezug hatten oder ihn dank ihm schnell aufgebaut haben.

Als ich 1983 von meinem Schach-AG-Leiter und Lehrer zum SK König Tegel geschickt wurde, hat Manfred mich sofort herzlich empfangen und ich fühlte mich, auch wenn ich nicht zu den besten Jugendlichen gehörte, immer gut aufgehoben. Ihm war die Jugendarbeit immer besonders wichtig. Bis ins hohe Alter war er auch Zuschauer und Gast viele Jugendturniere und hat Tegeler Jugendmannschaften bei Deutschen Meisterschaften betreut und später als Vorsitzender besucht. Uns Jugendlichen mangelte es nie an Respekt. Ich kann mich erinnern, dass ich ihn voller Hochachtung lange Zeit noch mit „Herr Rausch“ ansprach, obwohl er mir mehrfach gesagt hat, „Manfred“ genügt. Einige Projekte waren für mich eine wichtige Erfahrung, sei es nun die gemeinsame Organisation des GM-Turniers (zusammen mit dem SC Kreuzberg), die Festschrift zum 50. Vereinsjubiläum des SK König Tegel 1999 oder die Feierlichkeit zum Gewinn des Grünen Bandes für Talentförderung. Für mich war Manfred Rausch ein Vorbild. Einen Verein so voller Überzeugung zu leiten und auch alles für den Verein zu tun – das fand ich beeindruckend. Und ich lernte von ihm. Als ich seit Anfang der 90er den Weg über den Jugendausschuss bis zum Präsidentenamt des Berliner Schachverbandes machte, war Manfred sicher der Mensch, den ich am häufigsten um Rat fragte, wenn es um knifflige Entscheidungen ging. Er hat mich immer unterstützt und mir auch oft den richtigen Weg empfohlen.

Sein bei allen Vereinen geschätzten und bewunderten Einsatz für seinen Verein brachte ihm über lange Zeit auch den Posten im Vermittlungsausschuss des Berliner Verbandes ein. Hier fällte er gemeinsam mit seinen Mitstreitern Beschlüsse, die für den Spielbetrieb des Berliner Schachverbandes wichtig waren. Für sein Engagement im Verein und auch im Verband erhielt Manfred Rausch bereits im Jahr 2000 die Silberne Ehrennadel des Verbandes. Auch noch Jahre nach seinem Rückzug in die Vereinsarbeit war er bei Verbandsveranstaltungen immer ein gern gesehener Gast. Er wird uns allen fehlen.

Wenn Manfred Rausch jetzt leider nicht mehr unter uns ist, so wird er uns mit seinem klugen Kopf, seinem politischen Know-how, seiner Herzlichkeit und seiner Treue und Beharrlichkeit für seinen Verein SK König Tegel für immer in Erinnerung bleiben.

Ruhe in Frieden, lieber Manfred, und danke Dir für alles.

Dein Carsten

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