OSG zweimal in Unterzahl: Sieg und Unentschieden
Von Walter Siemon
In der Schachbundesliga nach den zwei Runden des vergangenen Wochenendes in Unterzahl „mit einem blauen Auge davongekommen“ – so drückte es der 1. Vorsitzende der OSG Baden-Baden, Patrick Bittner, aus. Man könnte auch sagen: Trotz Handicap mit den respektablen Ergebnissen von 4,5:3,5 gegen den SV Deggendorf und 4:4 gegen den FC Bayern München von dritten auf den zweiten auf Tabellenplatz zwei geklettert.
Bennet Hagner, sportliche Stütze der OSG Baden-Baden und eines der größten Talente im Lande. | Foto: Hans-Joachim Vitz
Es ist die Kehrseite eines Weltklassekaders: Die für die OSG Baden-Baden gemeldeten Stars des internationalen Schachs sind wesentlich häufiger als durchschnittlich starke Großmeister weltweit, zurzeit z. B. in Südafrika, auf Turnieren unterwegs. Dort gibt es reichlich Möglichkeiten, nicht nur auf der Weltrangliste voranzukommen, sondern auch das berufliche Einkommen zu vermehren: Die Preisgelder sind in den letzten Jahren geradezu explodiert. Die Schachbundesliga kann in solchen Größenordnungen nicht mithalten, und die Spieler vertraglich an einen Verein zu binden, wie im Fußball, ist in einem solch individuellen Turniersport nicht möglich.
So traf es am vergangenen Wochenende als einzigen Verein in der gesamten Liga die OSG Baden-Baden hart: Es stand von Beginn an in beiden Runden jeweils 1:0 für die gegnerischen Mannschaften, weil der Kurstadtverein das erste oder zweite Brett nicht besetzen, also nur an sieben, statt an den üblichen acht Brettern kämpfen konnte. Der Druck für jeden OSG-Spieler, diesen Nachteil zu kompensieren, sprich, möglichst zu gewinnen, mag eine Rolle gespielt haben, da einige Akteure in ihren Partien unter ihren Möglichkeiten blieben.
Der Sieg gegen Deggendorf ist daher zwar knapp ausgefallen, aber aus OSG-Sicht umso erfreulicher. Das Unentschieden gegen Bayern München war glücklich, aber letztlich das Ergebnis eines kämpferischen „Trotzdem“ an den Brettern des Rekordmeisters von der Oos.
Gegen Deggendorf siegten Radosław Wojtaszek, Alexander Donchenko und Jugendspieler Timur Kocharin, Richard Rapport, Etienne Bacrot und Jugendspieler Bennet Hagner remisierten, und an einem Brett musste eine ausgespielte Niederlage hingenommen werden: Rustam Kasimdzhanov hatte, wie er hinterher bekannte, an einer Stelle der Partie einen Blackout, mit der Folge, dass er die Bedenkzeit überschritt.
Gegen Bayern München gelang es Etienne Bacrot, das kampflose 0:1 mit einem Sieg auszugleichen, an allen anderen Brettern hieß es remis.
Ein Wort zu den Jugendspielern Bennet Hagner und Timur Kocharin, beide Jahrgang 2008: Wie schon in der letzten Saison haben sie sich als Stütze der Mannschaft bewährt, Timur mit einem Sieg und einem Unentschieden, Bennet mit zwei Unentschieden, beide offensichtlich völlig respektlos gegenüber „alten Hasen“, wie z. B. Bayern-Großmeister Klaus Bischoff, ehemaliger Nationalspieler, mehrfacher deutscher Blitz- Schnellschach- Einzel- und Mannschaftsmeister, der Timur Kocharin zwar unter Druck setzen aber nicht besiegen konnte. Bennet Hagner hat saisonübergreifend in sechzehn Einsätzen in Liga eins ganze zwei Mal verloren, aber acht Mal gewonnen!
In der laufenden Saison ist, wie es OSG-Vorstand, Mannschaftsführer Sven Noppes und das Team einschätzen, in Sachen Meisterschaft noch nichts entschieden, auch wenn ein Mannschaftspunkt Abstand zu absoluten Spitze aufzuholen ist.



