Viernheim: Erster in der ersten Liga - und in der zweiten auch!
„Spitzenreiter!“ steht an dieser Stelle gelegentlich. Heute könnte es hier gleich doppelt stehen. Unsere erste Mannschaft in der Bundesliga sowie unsere zweite Mannschaft in der zweiten Liga Süd haben ein sportlich perfektes Wochenende mit jeweils zwei Siegen absolviert. Die Belohnung: Platz eins in der Tabelle, jeweils vor Baden-Baden bzw. deren Zweitvertretung. Der einzige Wermutstropfen war technisch/organisatorischer Natur, eine nicht funktionierende Liveübertragung der Bundesliga aus München.
Teamversammlung im Streaming-Raum, wo es viel zu erzählen, aber mangels funktionierender Liveübertragung wenig zu kommentieren gab. | Foto: Stefan Spiegel
Spieltag für Spieltag leisten wir als einziger Verein der Schachbundesliga einen erheblichen Aufwand, indem wir neben unseren Großmeistern unser Streaming-Team mitbringen. Davon profitieren wir, die Liga und nicht zuletzt unsere Gegner, deren Spieler immer wieder Gelegenheit bekommen, sich auf unserem Kanal zu präsentieren. An diesem Wochenende etwa war unter anderem WM-Kandidat Matthias Blübaum bei Ilja Zaragatski und Angelika Valkova zu Gast.
Umso ärgerlicher, wenn wir mit Streaming-Team anreisen, aber es nichts zu kommentieren gibt, weil die Live-Übertragung der Partien nicht funktioniert. Und noch ärgerlicher, wenn diejenigen, die keine Liveübertragung zustande bringen, sich nicht helfen lassen wollen. Vor einigen Monaten in Mülheim war es uns gelungen, die nicht laufende Liveübertragung per Fernwartung zu reparieren. Jetzt in München war keine Hilfeleistung möglich. Letztlich lag es an nicht oder unzureichend fixierten Kabeln, dass an beiden Tagen beide Kämpfe kaum oder gar nicht zu verfolgen waren. „So macht man die Fan-Gemeinde kaputt“, sagt unser Teamchef Stefan Martin. „Sehr schade.“
Von unseren drei neuen Europameistern (Igor Kovalenko und Anton Korobov mit der Ukraine, Jorden van Foreest im Einzelblitz) kam in München Jorden zum Einsatz. Dazu Dinara Wagner, die mit der deutschen Mannschaft immerhin EM-Bronze gewonnen hat. Sportlich war das Auftaktmatch gegen MSA Zugzwang angesichts eines Elo-Unterschieds von fast 200 Punkten die zu erwartende klare Angelegenheit.
Jorden van Foreest eröffnete den Reigen, indem er die Bastion von Vitaly Kunin rasch zertrümmerte. Georg Meier unterstrich seine gute Form mit einem klaren Sieg, Bassem Amin gewann, ebenso Jan-Krzystof Duda mit einem strategischen Meisterstück. 6,5:1,5 stand es schließlich.
Tags darauf waren wir im Schnitt „nur“ 65 Elopunkte favorisiert. An einem guten Tag, das wissen wir aus Erfahrung, sind die SF Deizisau ein Team, das uns Schwierigkeiten bereiten kann. Diesmal hatten sie keinen guten Tag – der damit begann, dass Gata Kamsky seine Weißpartie gegen Jorden schon in der Eröffnung remis gab. Der Niederländer nutzte die Gelegenheit, unseren Stream zu eröffnen. Dort verkündete er dem erstaunten Publikum, Ilja und Angelika seien gefeuert. Dass das nicht stimmte, offenbarte sich wenig später, als die beiden „Gefeuerten“ dazustießen und trotz des Übertragungsdebakels eine sehenswerte, informative wie unterhaltsame Schach-Show ablieferten.
Zu Jordens Punkteteilung am dritten Brett kamen zwei weitere an den ersten beiden Brettern. Aber ab Brett vier sollten wir nur einen weiteren halben Zähler lassen. „Eine ganz klare Sache“ sei es an den hinteren Brettern gewesen, erklärte Stefan Martin am Sonntagabend nach dem 6:2. Glänzend einmal mehr Georg Meier, dessen Gegner trotz materiellen Gleichstands aufgab, nachdem er glatt überspielt worden war. Besser noch Alexey Sarana und Bassem Amin, die einzigen beiden Spieler der Liga mit nun vier Punkten aus vier Partien.
Heim-Wochenende 10./11. Januar
Da Spitzenreiter Wolfhagen Deizisau unterlag und die Baden-Badener, kurioserweise zu siebt, gegen den FC Bayern einen Zähler ließen, sind wir nun Tabellenführer: Vier Matches, vier Siege, als einzige Mannschaft 8:0 Punkte. Das darf gerne so weitergehen. Am 10./11. Januar treffen wir daheim auf den FC St. Pauli (mit Magnus Carlsen?) und den Hamburger SK.



