Warten auf Caruana - Bundesliga in Heimbach und Düsseldorf
Die Bundesliga hat am zweiten Doppelspieltag mit zahlreichen Turnieren konkurriert. Besonders die OSG Baden Baden bekam das zu spüren. Fehlten doch so viele Stammspieler, dass der Kader ausgeschöpft war. Darunter die deutsche Nummer 1 Vincent Keymer, Nikita Vitiugov, Maxime Vachier-Lagrave und World Cup-Gewinner Javokhir Sindarov. So konnte die OSG nur mit sieben Spielern antreten. Am Samstag ließ sie das Spitzenbrett von Fabiano Caruana frei, der beim Freestyle-Grand-Prix-Finale in Südafrika spielte. Dem SV Deggendorf war es recht: Der indische Großmeister Sunilduth Lyna Narayanan wartete vergeblich auf seinen Gegner und gewann kampflos. Am Ende setzten sich die Baden Badener jedoch knapp mit 4,5:3,5 durch.
Sunilduth Lyna Narayanan wartete vergeblich auf die Nummer 3 der Welt. 1:0 für Deggendorf. | Foto: Hans-Joachim Vitz
„Die große Challenge in der Bundesliga ist es, die Terminüberschneidungen managen zu können. Da haben wir dieses Mal ein für uns unlösbares Problem gehabt“, erklärte Teamchef Sven Noppes. „Wir sind die stärkste Liga der Welt, aber Schach hat sich seit Corona weiterentwickelt. Es gibt zahlreiche Online-Turniere, Einzelturniere oder wie an diesem Wochenende die Freestyle-Chess-Initiative. Viele Spieler sind dort gebunden.“ Daher sei die Entscheidung der Bundesliga, die Anzahl der Wochenenden zu reduzieren, tendenziell richtig.
Am Sonntag besetzte Baden Baden gegen Bayern München das zweite Brett mit Nikita Vitiugov, der allerdings beim London-Chess-Classic-Turnier spielte. Zu siebt reichte es am Ende nur zu einem 4:4. Ein unerwarteter Punktverlust für die Badenser.
Gastgeber SC Heimbach-Weis-Neuwied spielt nun schon seit drei Jahren in der Bundesliga. Der Saisonstart war mit einem Sieg gegen den stärker eingestuften Hamburger SK überraschend erfolgreich. Am vergangenen Wochenende verlor das Team jedoch jeweils knapp mit 3,5:4,5 gegen den SV Deggendorf und Bayern München. Der 1. Vorsitzende Christian Fink gibt den Klassenerhalt als Ziel aus und sieht den Verein insgesamt auf einem guten Weg: „Wir haben das Glück, dass wir den ein oder anderen Spieler durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder durch Vorschläge seitens der Spieler dazu bekommen haben. So ist in den vergangenen Jahren unser Spielerpotenzial gewachsen.“
"Zehn Euro, nicht zu viel verlangt"
Der Verein hatte angekündigt, erstmals für dieses Wochenende Eintritt zu erheben. Aber aus organisatorischen Gründen konnte das nicht umgesetzt werden. Der Spielort, das Bildungswerk, ist ein offenes, bewohntes Haus. Zudem spielte dort am Samstag die Oberligamannschaft von Heimbach-Weis. „Ich finde aber, dass wir den Weg der Professionalisierung gehen sollten. Die Vereine nehmen einiges auf sich und das sollte man honorieren. Zumal man die Spieler sonst nur bei großen Turnieren sieht. Hier sind sie vor der Haustür. Es ist nicht zu viel verlangt, zehn Euro zu zahlen. Das Geld fließt auch in unsere Jugendarbeit“, sagte Christian Fink.
Der deutsche Meister Düsseldorfer SK hatte ein Heimspiel und musste am Samstag die erste Niederlage seit dem Aufstieg in der vergangenen Saison hinnehmen. Der SV Werder Bremen gewann deutlich mit 5,5:2.5. „Wir standen nie in einer Partie deutlich besser. Das ist natürlich nicht schön. So müssen wir heute ein oder zwei Punkte mitnehmen“, betonte Jan Werner, 1. Vorsitzender der Düsseldorfer. Mit dem 4:4 Unentschieden gegen den SK Kirchweyhe gelang zumindest der eine Punkt.
"Wir können mithalten"
Der Meister hat in dieser Saison einen großen Umbruch vollzogen, nachdem sich der Hauptsponsor Wadim Rosenstein zurückgezogen hat. „Herr Rosenstein hat uns in dieser Saison eine Anschubfinanzierung gegeben, damit wir nicht komplett auf Null zurückfallen. Sein Rückzug war bekannt und kam nicht überraschend. Wir konnten jetzt weitere Sponsoren gewinnen. Es ist jedoch nicht ganz einfach, mit unserem Budget klar zu kommen. Aber wir können ganz gut mithalten“, zeigte sich Werner optimistisch.
Nicht ganz einfach war es für Düsseldorf, eine neue Mannschaft zusammenzustellen, weil das komplette Meister-Team weggebrochen war. Der Spieler Christian Braun hat mitgeholfen, das neue Team zu bilden. Er kennt den Spielermarkt in Holland und Belgien und hat dem Verein Vorschläge gemacht. So konnten jüngere Spieler hinzugewonnen werden. „Der Klassenerhalt ist unser Ziel. Ich glaube, wir haben gute Chancen“, ist Werner zuversichtlich.
Düsseldorfs Reisepartner, die SG Solingen, musste am Samstag gegen Kirchweyhe eine knappe 3,5:4,5 Niederlage einstecken. Am Sonntag gelang ein 4:4 gegen Werder Bremen. Markus Ragger gab am vergangenen Wochenende seinen Saison-Einstand. Und steuerte zwei Remis hinzu. „Es ist nicht optimal für uns gelaufen. Die Liga ist um einiges stärker geworden. Es ist keine einfache Sache“, betonte Ragger. Er kennt die Ligen in Europa und hat bereits nationale Meisterschaften in zehn verschiedenen Ligen gewonnen. Das Bundesliga-Urgestein spielt bereits seit 2007 für Solingen. „Mir gefällt an der Bundesliga sehr gut, dass die Runden über das ganze Jahr verteilt sind. Es ist sehr schön, die Mannschaftskollegen an sieben Wochenenden zu treffen. Ich habe schachlich von der Bundesliga profitiert. Das Analysieren von Partien und Stellungen mit stärkeren Spielern hat mich persönlich weitergebracht“, sagte der österreichische Herren-Bundestrainer.
Dieses Amt übt er jedoch nur noch bis zum Jahresende aus. Der Österreichische Schachbund will sich neu strukturieren. Zuletzt war Ragger bei der Jugendeuropameisterschaft in Montenegro mit Jugendlichen, die vom Herren-Kader mitbetreut werden, sehr erfolgreich. Bei der U18 gewannen Laurenz Borrmann und bei der U16 Lukas Dotzer jeweils Bronze. Es sind die ersten Medaillen für Österreichs Nachwuchs seit 1998.
Die nächsten Bundesligarunden finden am 10. und 11. Januar 2026 statt.



