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Ein Eljanow ist nicht genug: MSA "froh" über den Abstieg

Die Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang ist froh, dass die Bundesliga-Runde ein Ende gefunden hat. Für Gerald Hertneck war die abgelaufene Saison eine wahre Qual. Nur 4:26 Punkte konnte der Aufsteiger verbuchen und stieg als Tabellenvorletzter umgehend wieder ab. Da außerdem der älteste Sportverein Bayerns, der Münchener Schachclub 1836, sich nicht erneut in das Abenteuer erste Bundesliga stürzen will, ist der FC Bayern wieder ohne Reisepartner aus der Heimatstadt. Der SV Deggendorf kommt durch den Verzicht des MSC 1836 zu seinem Erstliga-Comeback. Immerhin hielt der Vizemeister in der zweiten Bundesliga Ost gut mit und landete mit 16:2 Mannschaftspunkten nur wegen der schlechteren Brettpunkte hinter den 36ern.

Durch den Verzicht verliert München den Status als deutsche Schach-Hauptstadt mit zwei Erstligisten. Dieser kommt nun Hamburg zu: Neben dem Großverein Hamburger SK rückt ein zweiter Kultverein auf, wenn auch im Fußball: Hier wie dort steigt der FC St. Pauli auf. An Aufmerksamkeit stahlen die Schachspieler zumindest kurzfristig den Kickern die Show, heuerte doch Überspieler Magnus Carlsen bei den Paulianern an.

Pawel Eljanow dürfte nach seiner überzeugenden Leistungen am MSA-Spitzenbrett die Begehrlichkeiten anderer Bundesligisten geweckt haben. | Foto: Hartmut Metz

Doch zurück nach München: Der dortige Überspieler heißt zweifellos Pawel Eljanow. „Pawel hat eine Top-Saison gespielt!“, bemerkt Gerald Hertneck mit Blick auf den Zugzwang-Frontmann. Der Ukrainer büßte zwar in der vorletzten Runde gegen den Dänen Jonas Bjerre im Match in Kiel seinen Nimbus ein. Doch trotz der einzigen Niederlage kam Eljanow auf stolze 8/13. Ob der vor 41 Jahren in der umkämpften ukrainischen Stadt Charkiw geborene Großmeister weiter für die Münchner ans Brett geht, ist zur Stunde noch unklar. „In den nächsten zwei Monaten wird sich entscheiden, wie die Planung aussieht“, sagte MSA-Kapitän Hertneck am Ende der unersprießlichen Abstiegs-Saison.

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Pawel Eljanows Dankeschön via X/Twitter nach der Zentralrunde in Viernheim, bei der eine ukrainische Flagge den Saal zierte.

Wer für die Bundesliga-Pleite verantwortlich ist, bewertet der ehemalige Weltklasse-Großmeister gnadenlos – auch wenn er das harte Urteil über sich selbst fällen muss: „Robert und ich ließen zu viele Punkte liegen“, meint der 60-Jährige. Gemeint ist dabei Robert Zysk. Der langjährige Weggefährte von Hertneck musste sieben Mal seinen Kontrahenten gratulieren. Sechsmal gelang dem IM ein Remis. Noch schlechter als die 3/13 ist prozentual gesehen ein Brett davor das Resultat von Hertneck selbst: Das Münchner Urgestein unterlag ebenfalls sieben Mal, blieb sieglos und kam nur auf fünf Friedensschlüsse. Geht es noch schlechter als 2,5/12? Ja, Davit Shengelia kassierte ebenfalls sieben Nullen und remisierte viermal zu insgesamt 2/11. Allerdings musste der Austro-Georgier immer an Brett zwei und drei ran, während Hertneck und Zysk maximal an den Brettern fünf beziehungsweise sechs zum Einsatz kamen.

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Für Robert Zysk und Gerald Hertneck lief es in der abgelaufenen Saison miserabel. | Foto: Hartmut Metz

Zu den Münchner Akitvposten zählt neben Eljanow nur noch Gudmundur Kjartansson. Der isländische Großmeister, der in der zweiten Saisonhälfte nicht mehr zum Einsatz kam, blieb sogar ungeschlagen und holte 4/7. Bei seinem einzigen Sieg schlug er den Deizisauer Rustem Dautov, der stets äußerst solide agiert und nur schwer zu bezwingen ist. Mit der Hälfte der errungenen Punkte können nur drei weitere MSA-Spieler „prahlen“: Stefan Bromberger überzeugte mit 5/10 an Brett vier und fünf. In hinteren Gefilden hielt Frank Zeller mit 3,5/7 die Kasse. Bei seinen nur zwei Einsätzen kam auch Julian Jorczik zu einem vollen Punkt.

Der Rest der 14 eingesetzten Mannen glitt in den negativen Bereich ab. Bei Dominik Horvath an Brett eins und zwei ging das Resultat noch mit 3/8. Valentin Baidetskyi musste hingegen als weiterer Österreicher kräftig Federn lassen bei seinen 3,5/12. Etwas besser lief es bei Altmeister Stefan Kindermann (4/10), dem zumindest ein Saisonsieg gelang. Der fünfte Österreicher im Kader,  Arthur Kruckenhauser, verpasste mit 4/9 knapp eine ausgeglichene Bilanz. Alexander Raykhman, der nach zwei Remis zwei Niederlagen hinnehmen musste, und Erasmus Gerigk (0,5/2) am letzten Brett blieben ebenfalls sieglos.

Angesichts all der Einzelbilanzen verwundert es wenig, dass Hertneck aus MSA-Zugzwang-Sicht verkündet: „Wir sind froh, dass wir wieder zweite Liga spielen!“

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