Direkt zum Inhalt

Suchergebnisse

Zum Auftakt nach mehr als eineinhalb Jahren hat die OSG Baden-Baden gleich einen schweren Brocken aus dem Weg geräumt. Verfolger SC Viernheim, selbst noch mit Meisterschaftschancen und mit Spitzenspieler Shakhriyar Mamedyarov angetreten, unterlag den Baden-Badenern am neunten Spieltag der Saison 2019-21 mit 3:5. Während sich Viernheim nun aus dem Kampf um den ersten Platz verabschiedet haben dürfte, bleibt der SV 1930 Hockenheim den Baden-Badenern auf den Fersen. Die Großmeisterriege aus der Rennstadt besiegte den Hamburger SK 5:3. Hockenheim steht weiterhin als eine von zwei Mannschaften mit weißer Weste da. Außerdem gab es gleich zum Auftakt einen Klassiker zu sehen, den nur die Schach-Bundesliga ihren Fans bieten kann: Bayern München versus Werder Bremen.

Während der SV Hockenheim und die OSG Baden-Baden verlustpunktfrei vorneweg marschieren, bleiben die SF Deizisau hartnäckig dran. Auch ohne Vincent Keymer gelang den Deizisauern in der zehnten Runde ein hart erkämpfter 4,5:3,5-Sieg über den starken SC Viernheim, der nach zwei Niederlagen auf den fünften Tabellenplatz zurückgefallen ist. Als neuer Tabellenvierter grüßt die SG Solingen.

Mittlerweile sind 11 von 15 Runden gespielt, und die in Berlin versammelten Meister haben manches Endspiel auf dem Brett gehabt, darunter einige, die einen zweiten und dritten Blick lohnen. Drei besonders interessante habe ich für die heutige Kolumne ausgewählt.

Die Dresdner haben (zumindest bislang) Elisabeth Pähtz nicht an Bord. Und den Baden-Badenern scheint es nicht gelungen zu sein, Hou Yifan einzufliegen. In Abwesenheit der besten deutschen und der weltbesten Schachspielerin drohte die Endrunde in Berlin zur reinen Männergesellschaft zu verkommen. Aber dem hat der SC Viernheim jetzt einen Riegel vorgeschoben. In der elften Runde spielte für Viernheim erstmals Josefine Heinemann. Und wie!

Auch wenn ich in meinem Live-Streams zur Berliner Endrunde auf Schachdeutschland TV den 12. Spieltag als potenziellen Stolperstein für die bisher ungeschlagenen Spitzenreiter Baden-Baden und Hockenheim erwähnt habe, habe ich so wirklich nicht daran geglaubt. Denn wer die beiden Teams bisher erlebt hat bei dieser zentralen Endrunde, sah nicht einen Hauch von Nervosität oder Schwäche. Die gegnerischen Mannschaften kamen bisher nicht mal in die Nähe einer Sensation. Das sollte sich an diesem 12. Spieltag ändern….

Die zwölf Spieler, mit denen der FC Bayern München zum Bundesligafinale angereist war, fieberten diesem Tag entgegen. Erst das Duell gegen die „kleine“ Grenke-Mannschaft aus Deizisau, dann der Vergleich mit der Weltauswahl aus Baden-Baden. „Ein Höhepunkt. Alle wollten spielen“, berichtet Teamchef Jörg Wengler.

Die deutsche Mannschaftsmeisterschaft wird (höchstwahrscheinlich) am heutigen Samstag ab 17 Uhr im Match zwischen Baden-Baden und Hockenheim entschieden. Nachdem die Baden-Badener ein umkämpftes, knappes Match gegen Deizisau 4,5:3,5 gewonnen haben, stehen beide zwei Runden vor Schluss gleichauf mit zwei Minuspunkten an der Spitze der Tabelle. Deizisau ist durch die Niederlage aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden.

Die erste Mannschaft der Ooser Schachgesellschaft Baden-Baden steht vor der Titelverteidigung. Nach einem 4,5:3,5 über den punktgleichen Konkurrenten SV Hockenheim würde den Baden-Badenern am heutigen Sonntag ein Unentschieden gegen den Tabellen-13. Speyer-Schwegenheim reichen, um den ersten Platz und die Meisterschaft zu verteidigen. Hockenheim muss, um seine kleine Chance zu wahren, den Tabellendritten Deizisau möglichst hoch schlagen und dann hoffen, dass Speyer-Schwegenheim eine Sensation gelingt.

„Unsere Jungs sind müde“, sagt Patrick Bittner, Vositzender OSG Baden-Baden, vor der entscheidenden Runde, in der eben diese Jungs den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters verteidigen müssen. Lange habe es gar kein Schach am Brett gegeben, und nun waren drei Doppelrunden am Stück zu absolvieren: „Das kennen die gar nicht mehr.“

Nominell standen die Baden-Badener mit Fabiano Caruana, Viswanathan Anand, Maxime Vachier-Lagrave, Richard Rapport und anderen Elitegroßmeistern in der Schachbundesliga über den Dingen. Im Wettkampfbetrieb wurde es knapper, als ihnen lieb war. Am Ende brauchte die OSG Baden-Baden ein wenig Glück, um den Titel des Deutschen Mannschaftsmeisters zu verteidigen. Jetzt haben sie ihn zum 15. Mal gewonnen – am Ende einer denkwürdigen Saison, der längsten in der Geschichte der höchsten deutschen und weltstärksten Spielklasse.

Die zwölf Schachspieler des FC Bayern München waren bei der Bundesliga-Schlussrunde alle heiß auf die Weltauswahl der OSG Baden-Baden. „Ein Höhepunkt. Alle wollten spielen“, berichtete Teamchef Jörg Wengler aus Berlin. Doch nur acht konnte er gegen den deutschen Meister an die Bretter schicken – und wählte die acht Richtigen. Die Kurstädter unterschätzten derweil wohl etwas den „kleinen“ FCB und ließen wegen der täglichen Doppelrunden Asse wie Ex-Weltmeister Viswanathan Anand (Indien) und den WM-Kandidaten Maxime Vachier-Lagrave auf der Bank.

Die 15. und letzte Runde der zentralen Endrunde der Schach-Bundesliga in Berlin stand an vielen Brettern unter dem Zeichen „ausrollen“ lassen. Die Meisterschaft war praktisch entschieden, und so sah man angesichts der hohen Strapazen der drei Doppelrunden an den Tagen zuvor doch einige verständliche kurze Remisen. Die Saison wird als die längste Saison aller Zeiten eingehen, startete sie doch bereits 2019 und wurde Corona-bedingt nun unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen zu Ende gespielt. 7 Runden in 4 Tagen nach monatelanger Pause waren auch für die einiges gewohnten Profis eine ungewöhnliche Herausforderung. Austragungsort war das wunderschön zentral gelegene Maritim-Hotel in Berlin, dessen großer Saal mehr als genug Platz für die 15 Mannschaften bot.

Georgios Souleidis hat die Ehrenmedaille des Schachbundesliga e.V. bekommen. Am Rande des großen Bundesliga-Finales in Berlin überreichte Ligapräsident Markus Schäfer dem 49-Jährigen die Auszeichnung. „Georgios war für den Schachbundesliga e.V. seit dessen Gründung als Redakteur tätig, er ist zu einem Gesicht der Schachbundesliga geworden“, erklärt Schäfer. In all den Jahren habe Souleidis sich unermüdlich für die Liga eingesetzt, um ihre Reichweite und ihre Bekanntheit zu steigern und ihr Image zu pflegen. 

Welche Spieler sind verfügbar? Welche Spieler sind nach EU-Standard geimpft? Liegen alle Visa vor? Können Spieler aus Hochrisikogebieten teilnehmen? Solche und andere Fragen beschäftigten nicht nur die Verantwortlichen des SC Viernheim vor dem großen Bundesligafinale, mit dem jetzt in Berlin die 2019 begonnene Saison endete - für Viernheim mit einem guten fünften Platz. "Eine unter den schwierigen Umständen angemessene Leistung", schreibt Stefan Spiegel, der aus Viernheimer Sicht in sechs Kapiteln auf die Saison sowie ihr Finale zurückblickt - und einen Ausblick auf das wagt, was kommt.

Die Schachbundesliga ist, nun auch per Beschluss, ein Sammelbecken für Ausnahmetalente. Eines von denen will in der kommenden Saison beim Aufsteiger Münchener SC 1836 mithelfen, dass der Klassenerhalt gelingt. Den österreichischen IM Dominik Horvath (18) hatten die Münchener entdeckt, als er eine bärenstarke Einzel-Europameisterschaft spielte. Der Anfrage aus Bayern folgte sogleich eine Zusage aus dem Burgenland. In der Zwischenzeit hat Horvath sogar seine ersten Einsätze in der österreichischen Nationalmannschaft absolviert. Als es um den EM-Titel ging, war er erstmals Teil des österreichischen Teams.

Die Schachbundesliga hat ihren ursprünglich für den Januar avisierten Saisonstart pandemiebedingt in den März verschoben. Darauf haben sich jetzt die Bundesligisten bei ihrer Mitgliederversammlung geeinigt. Außerdem wurden die "Teilnahmevoraussetzungen" mit 21:12 Stimmen bei 3 Enthaltungen beschlossen.

Der SK Doppelbauer Kiel hat jetzt 38 Kindern und Jugendlichen in der Hamburger Bildungsstätte YES einen sechstägien Trainingslehrgang ermöglicht. Großmeister Zigurds Lanka, FIDE-Senior-Trainer IM Roman Vidonyak und A-Trainer Wolfgang Pajeken aus der Kieler Bundesligamannschaft trainierten ihre jungen Schützlinge aus Deutschland, der Schweiz und Österreich und schulten sie im Wettkampf. Daneben stand eine Reihe weiterer Wettkämpfe an, in denen sich der Bundesliga-Nachwuchs der Kieler mit großmeisterlicher Konkurrenz messen konnte.

Lara Schulze steht am Anfang eines Schachjahres, eines ihrer Ziele ist klar definiert: Die Elozahl soll über 2400 steigen. Mittelfristig, nach dem Studium, steht sie womöglich vor einer Profikarriere. "Von meiner Leidenschaft fürs Spiel her passt das auf jeden Fall", sagt Schulze im Interview. In der kommenden Saison, die am 5. März beginnt, wird sie erstmals in der Bundesliga am Brett sitzen. Lara Schulze ist Teil der Gruppe von hungrigen Nachwuchsspieler:innen, mit denen der SV Werder Bremen nicht nur den Kader bestückt, sondern ihnen Einsätze garantiert. "Jetzt liegt es an mir zu zeigen, dass ich gut genug für die Bundesliga bin", sagt Schulze.

Schach verbindet Menschen und Nationen, Schach schafft Freundschaften. Diese Gedanken tragen schon immer den Spielbetrieb der Schachbundesliga, in dem sich Meisterspieler:innen aus dutzenden Ländern im sportlichen Wettkampf messen, darunter zahlreiche Schachfreunde aus der Ukraine und Russland. Die Spielorte der Schachbundesliga sind stets auch Orte der Begegnung, des Austauschs, der Gemeinschaft. Vor diesem Hintergrund kann und will der Vorstand der Schachbundesliga dem russischen Einmarsch in der Ukraine nicht schweigend zuschauen.

Neun Ukrainer sind in der Schachbundesliga gemeldet, außerdem neun russische Großmeister. Ob einer oder gar mehrere zum Saisonauftakt am kommenden Woche spielen, erscheint fraglich, wenn nicht sehr unwahrscheinlich. Unter anderem gilt das für den ukrainischen Großmeister Pawel Eljanow aus dem Kader des Münchener SC 1836, der jetzt nach einem Vierteljahrhundert in die Schachbundesliga zurückgekehrt ist. Eine Vorschau auf den ersten Spieltag aus Münchner Perspektive, auch aus der des FC Bayern:

Wer Stellung bezieht, ist in der Bundesliga willkommen: Die im Weltschach intensiv geführte Debatte, ob russische Schachspieler aus dem Turnierbetrieb ausgeschlossen werden sollten, hat vor dem Saisonauftakt die Schachbundesliga erreicht. Der Bundesliga-Vorstand hat jetzt, auch auf Initiative des SC Viernheim (fünf Ukrainer, ein Russe im Kader), diese Erklärung veröffentlicht:

„Der Vorstand des Schachbundesliga e.V. empfiehlt allen Mitgliedsvereinen, bis auf weiteres keine Spieler/-innen einzusetzen, die russischer oder belarussischer Nationalität sind und den gegen die Ukraine geführten Angriffskrieg nicht aktiv ablehnen. Ziel umfassender Sanktionen in allen gesellschaftlichen Bereichen ist die Hinwirkung auf eine schnellstmögliche Wiederherstellung des Friedens und der territorialen Unversehrtheit des ukrainischen Staatsgebietes.“

Der Serienmeister startet mit einem Sieg, der Vizemeister auch. Kiel wird diesmal eine Rolle spielen, Viernheim sowieso. Aachen und König Tegel? Für diese beiden wird es nicht leicht. So viel lässt sich nach dem ersten Spieltag der neuen Saison zum Sportlichen sagen - das weniger Aufmerksamkeit bekam als die Begleitumstände und zwei Bretter, an denen niemand saß.

Es gibt Wichtigeres als Schach. Die auch am zweiten Spieltag zwei freien ukrainischen Bretter im Bremer Weserstadion zeigen das, und ein Kurzremis 770 Autobahnkilometer weiter südlich zeigt das auch: Wer daheim neun geflüchtete Ukrainerinnen beherbergt, der ist in der Bundesliga natürlich entschuldigt.

Der Schachclub Viernheim feiert ein sportlich sehr erfolgreiches Wochenende und ist in Gedanken trotzdem bei seinen Spielern in der Ukraine. Neben zwei Siegen in der Schachbundesliga gewannt auch die 2. Mannschaft in der Oberliga Baden, gleichzeitig wurden parallel zum Bundesliga-Heimwochenende Live-Interviews mit Spielern in Lemberg und Kiew geführt und eine Resolution gegen den Angriffskrieg Putins auf die Ukraine verlesen.

Die Ergebnisse der Schach-Bundesliga sind für die Teams eher zweitrangig geblieben. Die Vereine sorgten sich mehr um ihre Mannschaftskameraden, die in der Ukraine in der russischen Falle sitzen. An klaren Statements mangelte es nicht - selbst von russischen Großmeistern wie Vizeweltmeister Jan Nepomnjaschtschi, der entgegen der Putin-Wortvermeidung den Krieg „Krieg“ nannte und zusammen mit 33 anderen Schach-Persönlichkeiten des Riesenreichs die sofortige Einstellung des Angriffs forderte. Ein Hinweis auf die großen Erfolge des amtierenden Europameisters Ukraine fehlte dabei nicht.

Ein starkes Zeichen sendeten auch Serienmeister OSG Baden-Baden mit seinem Farm-Team SF Deizisau, die gegen Werder Bremen zwei Bretter unbesetzt ließen. Grund: Die Hanseaten hatten zwei ihrer Ukrainer an vorderer Front aufgeboten, um mit den verwaisten Brettern auf die zynische Aggression aufmerksam zu machen.

Die Münchener Teams stehen vor schwierigen Heimspielen. Den FC Bayern und Aufsteiger Münchener SC 1836 erwarten am kommenden Wochenende "daheim" in Oberschleißheim Vergleiche mit den potenziellen Spitzenteams SC Viernheim und SG Solingen. Während MSC-Chef Michael Reiß in erster Linie zwei "Klatschen" vermeiden will, fiebert Jörg Wengler, Chef der stark gestarteten Bayern, dem Kräftemessen mit den in Bayern gastierenden Großmeisterriegen aus Hessen und Nordrhein-Westfalen ambitioniert entgegen.

Warmgespielt müsste ein Großteil der Bundesliga-Akteure jetzt sein. Zu Dutzenden weilten Bundesligaspieler aus europäischen Landen in den vergangenen zwei Wochen in Slowenien zur Europameisterschaft, wo elf Runden zu absolvieren waren, um einen Titelträger und 20 World-Cup-Qualifikanten zu küren. Nun wird aller Voraussicht nach am kommenden Bundesligawochenende 9./10. April in Aachen ein Europameister mit von der Partie sein. Matthias Blübaum von den SF Deizisau spielt am Samstag und Sonntag mit dem größten Erfolg seiner Karriere im Rücken.

Zwei ordentliche Klatschen setzte es in Aachen, wo Meister und Vizemeister es mit zwei potenziellen Kellerkindern zu tun bekamen. Anderswo mussten die Favoriten hart und lange für ihre Punkte arbeiten - in den meisten Fällen erfolgreich. Schachbundesliga, dritter Spieltag:

Da waren es nur noch zwei. Nachdem Kiel und Solingen erstmals in dieser Saison Punkte gelassen haben, stehen Viernheim und Titelverteidiger Baden-Baden allein mit 8:0 Zählern an der Spitze. Am anderen Ende der Tabelle hat sich ein Quartett gefunden, das noch punkten muss.

Der vierte Spieltag:

Die Münchner Schachvereine holten am Wochenende zwar nur einen von acht möglichen Punkten – trotzdem war Aufsteiger Münchener SC 1836 ebenso als Gastgeber zufrieden wie der FC Bayern München. Der MSC 1836 schlug sich gegen die beiden Spitzenteams achtbar, und die Bayern knöpften der SG Solingen sogar den ersten Punkt ab beim 4:4. Beim 2,5:5,5 gegen Tabellenführer SC Viernheim (8:0 Punkte) waren die Bayern aber genauso chancenlos wie der Hausherr, der am Sonntag mit 2:6 den Kürzeren zog. Der MSC 1836 liegt nun mit 2:6 Zählern auf Rang elf. Die Bayern (5:3) finden sich auf Position sieben.