Mitte Juli 2023 hat Ulrich Geilmann seinen Rücktritt als Vizepräsident des Schachbundesliga e.V. erklärt. Jetzt hat sich Geilmann mit einer ausführlichen Erklärung zu den Vorgängen der vergangenen Monate zu Wort gemeldet, mahnt vor Entwicklungen, die er bedenklich findet, und stellt fest, dass sich die Schachbundesliga seit ihrer Gründung besser entwickelt hat, als es ihr mancher Kritiker zugestehen will.
Reinhard Ahrens vom Hamburger Schachklub ist neuer Vizepräsident des Schachbundesliga e.V. Die Mitgliederversammlung am Samstag, 23. September, wählte den 65-Jährigen einstimmig. Ahrens tritt die Nachfolge von Ulrich Geilmann an, der Mitte Juli zurückgetreten war.
Am 38. Europapokal der Vereine, der am Sonntag in Durres (Albanien) beginnt, werden vier Bundesligisten teilnehmen: SC Viernheim, Werder Bremen, SG Solingen und SV Müheim-Nord. Die SG Solingen startet mit zwei Teams, eines im offenen, eines im Frauenwettbewerb. Einziger Kandidat für die Medaillen aus Deutschland: die Vorjahresbronzemedaillengewinner aus Viernheim, mit einem Eloschnitt von 2649 die nominelle Nummer 5 unter den 84 Teams im offenen Wettbewerb.
Zwei zentrale Runden, genauer: eineinhalb, werden die Schachbundesliga-Saison 2023/24 bereichern. Vom 23. bis 25. Februar werden alle 16 Teams in Viernheim zu Gast sein und die 9. bis 11. Runde der Saison zentral spielen. Am Wochenende 27./28. April werden 8 Teams in Hannover die letzten beiden Spieltage bestreiten.
Vier Bundesligisten waren im Europacup der Vereine vertreten: SC Viernheim, Werder Bremen, die SG Solingen und der SV Mülheim-Nord. Eine Bilanz des Bundesliga-Quartetts nach dem Kräftemessen mit den besten Teams Europas und einer hartnäckigen Magen-Darm-Malaise, die kaum ein Team verschont ließ. Informationen von Collin Colbow (Bremen), Oliver Kniest (Solingen) und Patrick Zelbel (Mülheim).
Obwohl mit dem Münchener SC 1836 ein Traditionsclub die Bundesliga als Absteiger verlassen musste, sind einmal mehr zwei Vereine aus der bajuwarischen Landeshauptstadt vertreten. Zum FC Bayern München gesellte sich mit der Münchner Schachakademie (MSA) Zugzwang ein anderer alter Bekannter im Oberhaus. Aufsteiger MSA Zugzwang blieb als Meister der Zweiten Bundesliga Ost ungeschlagen. Zum Bundesliga-Auftakt hoffen beide Münchner Clubs, zumindest einmal doppelt zu punkten.
Oben wie unten könnte es in dieser Saison gleichermaßen knapp werden, allerdings mit einer unterschiedlichen Zahl von Beteiligten. Dem abzusehenden Zweikampf an der Spitze steht am anderen Ende der Tabelle ein Acht-, Neun- oder Zehnkampf gegenüber. Aufsteiger Heimbach-Wies-Neuwied hat schon formuliert, gekommen zu sein, um zu bleiben, und Mitaufsteiger Ötigheim hat den ersten mehrerer dafür notwendigen doppelten Punktgewinne eingefahren. Der Liganeuling besiegte den Ligadino Hamburger SK.
Das erste Spitzenspiel der Saison entschied derweil der SC Viernheim zu Hause gegen die SG Solingen für sich. 650 Kilometer weiter nördlich stieg Titelverteidiger OSG Baden-Baden mit einem 6,5:1,5-Kantersieg über Gastgeber Kiel in die neue Serie ein. Die Paarungen des ersten Spieltags:
Als neulich der bayerische Landesliga-Klassiker zwischen dem FC Bayern und dem Münchener SC 1836 ausgespielt werden sollte, sah der FCB-Vorsitzende Jörg Wengler eine "Farce". Von acht Brettern waren vier vollständig besetzt, die Hälfte der "Partien" endete kampflos.
So arg kam es am dritten Spieltag der Schachbundesliga nicht. Gleichwohl schaltete das Winterwetter dem Spieltag einen Anreisewettbewerb unter den Bundesligisten und ihren Spielern vor. Nicht alle absolvierten diesen Wettbewerb erfolgreich. Einen klaren Sieger gab es, den Solinger Spitzengroßmeister Pentala Harikrishna. Am Freitag spielte er auf dem Münchener Flughafen drei Bremer Großmeister aus und am Samstag im Weserstadion den vierten.
Die vier Teams an der Tabellenspitze der Liga haben am vierten Spieltag doppelt gepunktet. Viernheim führt punktgleich vor Kirchweyhe und Deizisau, alle drei mit 8:0 Punkten. Dahinter steht Titelverteidiger Baden-Baden mit 7:1.
Auf ein schwarzes Bundesligawochenende blickt der SV Werder zurück. Von Anreiseschwierigkeiten gebeutelt, handelten sich die Bremer am Sonntag die zweite Niederlage des Heimspielwochenendes ein. Die SG Solingen, am Vortag strahlender 7,5:0,5-Sieger über Bremen, unterlag gegen die an allen acht Brettern nominell etwas schlechteren Kirchweyher.
Am vergangenen Doppelspieltag war es das Wetter, das die Benutzung des Verkehrsmittels Flugzeug für alle Beteiligten zu einer heiklen Angelegenheit machte. An diesem Spieltag war es der Bahnstreik, der das Verkehrsmittel Bahn beeinträchtigte. In Ermangelung von Flugzeugen, die Bundesligaspiellokale direkt anfliegen, verlegten sich die meisten Teams auf das Verkehrsmittel Auto für die An- und Weiterreise. Aber da waren ja noch die Bauernproteste, die freie Fahrt auf allen Strecken zumindest infrage stellten. Noch dazu begann das Turnier in Wijk an Zee mit zahlreichen Bundesligaspielern. Und so standen die Verantwortlichen der Bundesligisten einmal mehr vor der Herausforderung, 128 Schachmeister an vier Spielorten rechtzeitig an die Bretter zu bringen.
Die einen (Hamburg) planten kurzfristig personell um, die anderen (Viernheim) nahmen ein Extra-Auto mit auf die Reise, um im Zweifel neu disponieren zu können. Am Samstagnachmittag waren dann tatsächlich alle Teams komplett. Und lieferten einen Spieltag weitgehend ohne Überraschungen ab. Dresden war drauf und dran, Solingen zu besiegen und knöpfte den Favoriten immerhin einen Punkt ab. Die Münchner Schachakademie machte den Baden-Badenern das Leben deutlich schwerer, als sie erwartet hatten. Und wer hätte gedacht, dass Werder Bremen an den ersten vier Brettern 4:0 gegen Hamburg gewinnt?
In der Tabelle ist aus dem Trio der verlustpunktfrei Führenden ein Duo geworden. Der SC Viernheim und die SF Deizisau marschieren vorneweg, einen Punkt dahinter Titelverteidiger Baden-Baden und Kirchweyhe. Am anderen Ende der Tabelle steht das Quartett Hamburg, Kiel, Remagen und Hannover mit einem Punkt aus fünf Matches unter Erfolgsdruck. Der erste Nichtabstiegsplatz ist für diese Vier schon zwei Punkte entfernt.
Nach sechs Spieltagen kommt die Liga dreigeteilt daher. Oben hat sich ein Quartett ein wenig abgesetzt - unten auch. Viernheim und Deizisau bleiben verlustpunktfrei vorne, verfolgt von Baden-Baden und Kirchweyhe. Unten stehen mit einem bzw. zwei Punkten Kiel, Hamburg, Remagen und Hannover. Weder oben noch unten haben die Mitglieder dieser Quartette schon gegeneinander gespielt. Das wird erst bei der zentralen Runde ab dem 23. Februar in Viernheim passieren - und wahrscheinlich zu Vorentscheidungen führen.
Werden die Viernheimer Hikaru Nakamura ans Brett bringen? Die Baden-Badener Viswanathan Anand? Mit Sicherheit wird sich das erst am Samstag, 24. Februar, um 12 Uhr sagen lassen, 120 Minuten vor dem für die Deutsche Meisterschaft vorentscheidenden Bundesligakampf. Dann werden die Aufstellungen veröffentlicht.
Nun prangt auch auf der einstmals weißen Weste der Schachfreunde Deizisau ein Fleck in Form eines Minuspunktes. Nach dem 4:4 zwischen den Deizisauern und dem FC Bayern führt der SC Viernheim die Tabelle als einzige verlustpunktfreie Mannschaft an. Als erster Verfolger hat sich Titelverteidiger Baden-Baden angestellt. Das 7,5:0,5 der OSG in Dresden hat den Deutschen Meister nach Brettpunkten bis auf 1,5 Zähler aufschließen lassen.
Am Tabellenende ist neben Aufsteiger HSK Lister Turm der Hamburger SK zurückgefallen. Nach einem 3,5:4,5 gegen Mülheim-Nord liegen die Hanseaten zwei Punkte hinter dem Tabellen-14. und drei hinter den Nichtabstiegsrängen.
Das Feld ist bereitet für die zentralen Runden in Viernheim und die Vorentscheidungen, die dort ab dem 23. Februar fallen werden. Vorne marschiert Viernheim, Baden-Baden im Nacken, dahinter macht Deizisau weiter Druck. Unten ist es dicht gedrängt, die halbe Liga kämpft gegen den Abstieg, und die Kellerkinder haben ihre direkten Duelle noch auszutragen. Das war die Konstellation vor dem Sonntagsspieltag, das ist sie immer noch. Lebenszeichen vernehmen wir aus dem hohen Norden. Kiel und Hamburg punkten, beide stecken weiter unten drin, aber beide werden Gelegenheiten bekommen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen - in drei Wochen beim großen Bundesligagipfel.
Jetzt geht es los. In Viernheim sind die Bretter aufgebaut, die Schachspieler mehrheitlich schon am Tag zuvor angereist, der Eloschnitt in den örtlichen Hotels auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Stream ist vorbereitet, das Banner aufgehängt, Zeit, Schach zu spielen. Wer wird Meister, wer muss runter? Definitive Antworten werden die zentralen Runden in Viernheim nicht bringen, aber definitiv Vorentscheidungen.
Hikaru Nakamura kannte die Regeln nicht. Ab welchem Zug in der Schachbundesliga Remisangebote erlaubt sind, fragte er sich. Die Partie gegen Matthias Blübaum würde remis enden, das war klar, aber Nakamura wollte keinen Konflikt mit dem Schiedsrichter provozieren. Also zog er die Nakamuragrimassen, die sich einstellen, sobald es auf dem Brett nicht rund läuft, und spielte erstmal weiter. Schließlich erlöste ihn Matthias Blübaum, indem er seinerseits ein Remisangebot übers Brett schickte. Die Partie endete nach 23 Zügen unentschieden. Schon nach 21 Zügen wäre diese Vereinbarung regelkonform gewesen.
Vier Spieltage vor Schluss spitzt sich der Kampf gegen den Abstieg aus der Schachbundesliga zu. Während Lister Turm (Platz 16, 1:21 Punkte) nur rechnerisch noch nicht abgestiegen ist und die Münchner Akademie (Platz 15, 4:18 Punkte) bei vier Punkten Rückstand ganz schlechte Karten hat, ringen fünf Teams darum, nicht auf den beiden weiteren Abstiegsrängen zu landen.
Der erste Absteiger der Saison 2023/24 steht fest. Der HSK Lister Turm wird nach einem einjährigen Gastspiel die Schachbundesliga verlassen. Am zwölften Spieltag machte die elfte Saisonniederlage der Hannoveraner den Abstieg perfekt.
Der erste Aufsteiger steht ebenfalls fest.
Nach einem 6:2 über Solingen II ist dem Düsseldorfer SK die Rückkehr in die Eliteklasse nicht mehr zu nehmen. Auch ohne ihre WM-Kandidaten (denen das Kandidatenturnier unmittelbar bevorsteht) ließ die potenziell stärkste Vereinsmannschaft der Welt am achten Spieltag der Zweiten Bundesliga West nichts anbrennen.
Die Schachakademie Zugzwang aus München steht als zweiter Absteiger aus der Schachbundesliga fest. Am 13. Spieltag verloren die Münchener 3:5 gegen die SG Solingen. Mit nun 4:22 Punkten sind die Nichtabstiegsplätze außer Reichweite. Um diese Plätze tobt ein Kampf zwischen Mülheim-Nord, Dresden, Hamburg, Heimbach-Weis-Neuwied und Remagen-Sinzig, der voraussichtlich bis zum letzten Spieltag am 28. April anhalten wird.
Wer aufsteigt, steht fest (noch ohne Gewähr). Zum Düsseldorfer SK (2. Bundesliga West) gesellen sich als neue Bundesligisten der FC St. Pauli (Nord), der Münchener SC 1836 (Ost) und die SF Bad Mergentheim (Süd).
Mit einer zentralen Doppelrunde in Hannover endet am Samstag und Sonntag, 27. und 28. April, die Bundesligasaison 2023/24. Sieben Mannschaften sind an den letzten beiden Spieltagen der Serie beim HSK Lister Turm zu Gast, darunter der designierte Deutsche Meister SC Viernheim. Den Südhessen kann ein Punkt aus den letzten beiden Matches zum Titelgewinn reichen, mit zweien wären sie sicher Meister. Auch der spannende Abstiegskampf wird in Hannover toben. Fünf Teams sind gefährdet, drei von denen (Remagen, Dresden und Heimbach-Weis-Neuwies) ringen in Niedersachsen um den Klassenerhalt.
Der SC Viernheim ist Deutscher Meister 2024. Nach einem 5:3-Sieg am 14. Spieltag über den SV Werder Bremen führen die Südhessen eine Runde vor Schluss uneinholbar die Tabelle an. Die Viernheimer lösen mit diesem Erfolg Serienmeister und Titelverteidiger OSG-Baden-Baden ab. Der Meistertitel 2024 ist der erste für den 1934 gegründeten Club.
Abgestiegen ist der SC Remagen-Sinzig. Nach einem 3:5 gegen den USV TU Dresden ist die theoretische Chance auf den Klassenerhalt dahin. Zum Abschied aus der ersten Liga machten die Remagener beim zentralen Spieltag in Hannover allen Beteiligten ein Geschenk in Person von Wassily Iwantschuk. Der ukrainische Gigant des Denksports absolvierte im Match gegen Dresden seine erste Bundesligapartie der Saison 2023/24.
Wassily Iwantschuk traf bei der Remagener Niederlage gegen Dresden am ersten Brett auf Liviu Dieter Nisipeanu. | Foto: Niklas Prahl
Wer als vierter Absteiger den HSK Lister Turm, die Münchner Schachakademie und den SC Remagen-Sinzig in die neue zweigeteilte zweite Liga begleitet, klärt sich am Sonntag am 15. und letzten Spieltag der Saison.
Als bester Absteiger jemals muss der SV Mülheim-Nord die Bundesliga verlassen. Erstmals in der Bundesligageschichte (so weit sie sich anhand des DSB-Ergebnisdienstes nachvollziehen lässt) reichen 12 Punkte nicht, um die Klasse zu halten. Nach dem 3,5:4,5 am 15. und letzten Spieltag der Saison 2023/24 beenden die Mülheimer die Serie als Tabellen-13. auf einem Abstiegsplatz.Ein halber Brettpunkt trennt sie von den davor platzierten Dresdnern.
An der Tabellenspitze hat der Deutsche Meister SC Viernheim auch sein 15. Match gewonnen: 7:1 gegen den SK Kirchweyhe. Bundesliga-Vizepräsident Detlef Wickert überreichte den Viernheimern zum Abschluss der zentralen Bundesligarunde in Hannover den Pokal, in den jetzt zum ersten Mal das Wort “Viernheim” graviert wird. Die Meisterschaft hatten die Viernheimer schon am 14. Spieltag unter Dach und Fach gebracht.
Der Deutsche Schachbund (DSB) und der Schachbundesliga e.V. haben beschlossen, die Endrunde der Bundesliga und der Frauenbundesliga zusammenzulegen. Beide Ligen werden ihr Saisonfinale parallel an einem Ort spielen – vom 25. bis 27. April 2025 in Deggendorf beim gastgebenden Schachbundesligisten SV Deggendorf. Der niederbayerische Club feiert 2025 sein 100-jähriges Bestehen und stellt ein großes Organisationsteam für diese außergewöhnliche Veranstaltung bereit.
Die deutschen Teilnehmer am Europapokal stehen fest: Die Bundesligisten Werder Bremen, Doppelbauer Kiel, SV Mülheim Nord, FC St. Pauli, außerdem HSK Lister Turm, SV Erkenschwick und TSV Schönaich werden vom 19. bis 27. Oktober in Vrnjacka Banja, Serbien, um die höchste Trophäe im europäischen Mannschaftsschach kämpfen.
In der Geschichte des Schachsports ist es 15 Spielern gelungen, ihre Elozahl über 2800 zu heben. Einer von denen, Anish Giri, hat das (im Februar 2015) nur in der Liveliste geschafft, seine 2800+ aber nie in der monatlichen FIDE-Liste schwarz auf Weiß sehen dürfen. Nun hätte Giri zum Bundesligaauftakt in Kirchweyhe Zeuge werden können, wie zwei seiner Düsseldorfer Mannschaftskameraden das 16. und 17. Mitglied im 2800-Club werden. Dass es dazu entgegen aller Erwartung nicht kommt, liegt unter anderem am indischen Ministerpräsidenten Narendra Modi.
Die Frage, ob und mit wie vielen Schacholympia-Gewinnern die Düsseldorfer den Saisonauftakt bestreiten, beschäftigte in den Tagen vor dem Bundesligaauftakt manchen Schachfan. Anfang der Woche hatte Arjun Erigaisi, Elo 2797,2 (plus 19 bei Olympia), in einem Interview angekündigt, er werde spielen. Vielleicht würde sich ja WM-Herausforderer Gukesh, Elo 2794.1 (plus 30!), dazugesellen?
Als die indischen Schacholympia-Triumphatoren in der ablaufenden Woche kurzfristig eine Einladung des Staatschefs des bevölkerungsreichsten Lands der Welt ereilte, dürfte das zumindest Erigaisis Reisepläne durcheinandergewürfelt haben. Erigaisi fuhr zu Modi, und Düsseldorf trat gänzlich ohne Inder in Kirchweyhe an. Trotzdem saß im Schachpalast des dort beheimateten SK ein Olympiasieger an den Brettern - kein Düsseldorfer, ein Solinger. Harikrishna, der in Prag lebt, hatte als einziger indischer Nationalspieler den Empfang in Neu-Delhi ausgelassen. Den Bundesligaauftakt mit seiner Solinger SG ließ er nicht aus.
"No rest for Hari."
Die Paarungen in Kirchweyhe haben die vier betroffenen Teams auf Wunsch des Düsseldorfer SK (wegen einer Terminkollision mit der Global Chess League) um eine Woche vorgezogen. Die restlichen Begegnungen des ersten Spieltags finden am kommenden Wochenende statt.
Die Stadt Düsseldorf und noch weniger das Örtchen Kirchweyhe dürften in Indien sonderlich bekannt sein. Am Sonntag sind beide für fast sechs Stunden auf dem Radar vieler tausend indischer Schachfreunde erschienen. In Kirchweyhe, im Düsseldorfer Dress, hatte der indische Schachstar Arjun Erigaisi die Chance, mit einem Partiegewinn als 16. Schachspieler jemals und zweiter Inder nach Exweltmeister Viswanathan Anand seine Elozahl über 2800 zu schrauben. Düsseldorf gewann, Erigaisi nicht, und das Unternehmen 2800 ist verschoben.
Mehr als 13.000 Reisekilometer lagen hinter Arjun Erigaisi, als er zum zweiten Düsseldorfer Match des Wochenendes überraschend das erste Brett des Meisterschaftsfavoriten besetzte. Jan Werner, Vereinspräsident und Mannschaftskapitän, berichtete, Erigaisi sei nach der Schacholympiade in Budapest wegen des anstehenden Bundesligaeinsatzes nach Bremen geflogen. Von dort aus wäre es bis Kirchweyhe nicht mehr weit gewesen. Aber dann bekam er die Einladung seines Ministerpräsidenten, der den indischen Goldmedaillengewinnern und -gewinnerinnen persönlich gratulieren wollte. Erigaisi flog nach Neu-Delhi - und direkt wieder zurück nach Bremen.
Natürlich stand in Dresden die Magnus-Frage auf der Agenda. "Kommt Superstar Magnus Carlsen zum Auftakt der Schachbundesliga nach Dresden?", titelten die Dresdner Neuesten Nachrichten am Freitag. Die Antwort auf diese bange Frage lag auf der Hand. Er kam nicht, er ist ja gerade in London mit der "Global Chess League" beschäftigt, der Wettbewerb, der die fast ausschließlich mit Weltklassespielern besetzten Düsseldorfer veranlasst hatte, eine Verlegung ihres Saisonauftakts zu erbitten. Überraschend war, dass St. Pauli gar keinen Nordmann nach Dresden mitbrachte. Die Aufstiegsmannschaft sollte es richten.
Vom Schachspektakel in London ist auch die OSG Baden-Baden mit ihren Firouzjas und MVLs betroffen. Anstatt zu verlegen, setzten die Badener auf ihre Jugend - erfolgreich. Gegen den nominell nicht viel schwächeren FC Bayern setzte sich der Meisterschaftsmitfavorit bequem durch.
Das Überraschungsergebnis des ersten Spieltags verantwortet USV TU Dresden. Das 5,5:2,5 gegen Werder Bremen dürften die Sachsen nicht eingeplant, die Hanseaten nicht erwartet haben.
Beinahe hätte es am zweiten Spieltag zwei von drei Meisterschaftskandidaten erwischt. Während die zweite Garnitur der OSG Baden-Baden beim 4,5:3,5 über den SV Deggendorf noch einmal davonkam, startete der ebenfalls mit der zweiten Garde angetretene Deutsche Meister SC Viernheim mit einer 3:5-Niederlage gegen den Hamburger SK in die Saison. Im herbeigeschworenen Dreikampf zwischen Viernheim, Düsseldorf und Baden-Baden, der diese Saison an der Tabellenspitze spannender machen soll denn je, hat Viernheim schon nach einem Match die Punktreserve aufgebraucht. Die Titelverteidiger müssen auf Ausrutscher der beiden Mitbewerber hoffen bzw. im Saisonverlauf beide besiegen, um dem ersten Stern über dem Vereinslogo einen zweiten hinzuzufügen.
Blendend sind zwei Teams gestartet, die in der vergangenen Serie gegen den Abstieg gekämpft haben. Der Sieg des Hamburger SK über Viernheim war schon der zweite an diesem Wochenende. Dresden hat nach dem SV Werder Bremen auch den FC St. Pauli besiegt. Beide belegen Rang drei und vier der Tabelle nach zwei Spieltagen.
Besiegt der Hamburger SK nach dem amtierenden Meister auch den Meisterschaftsfavoriten? Können die mit zwei Siegen gestarteten Dresdner diese Schlagzahl halten? Wird Magnus Carlsen seinen Mitstreitern aus St. Pauli helfen, erstmals in der höchsten Spielklasse zu punkten? Das sind einige der Fragen, die an diesem Wochenende am 3. und 4. Spieltag der Schachbundesliga beantwortet werden.
"Toll gekämpft", "lange dagegengehalten", diese und andere Floskeln treffen gewiss auf die Leistung des Hamburger SK gegen die Düsseldorfer Übermannschaft zu. Aber wer will sowas nach einem 2:6 hören bzw. lesen? Fakt ist, Düsseldorf marschiert, steht nun auf Rang eins - punktgleich mit den Baden-Badenern, die sich ohne allzu große Mühe gegen Bad Mergentheim durchgesetzt haben.